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Ehrenamt behindert die Professionalisierung

Ehrenamt kann im professionellen Sport nur ein Unterstützer, Gönner oder Helfer sein, aber niemals der Kern elementarer Aufgaben im Sportclub.

Warum komme ich zu diesem Entschluss?

Aus persönlicher Erfahrung und Beobachtung erlebe ich sehr häufig, dass ein ehrenamtlich geführter Sportclub nur bedingt erfolgreich werden kann. Menschen, die im „normalen“ Job einer Vollzeit Beschäftigung nachgehen können sich nur noch nebenbei im Hobby um das Vereinsgeschehen kümmern. Ich nenne es bewusst Hobby, weil es den Menschen viel Spaß macht sich in ihrer eingesetzten Position im Verein zu betätigen, aber nie mehr als eine Leidenschaft entstehen kann. Die Kernzeit ihrer Arbeit “geht für den Hauptjob drauf“.
Es gibt immer wieder die Ausnahmen und die Beispiele, wo es doch klappt. Diese wird es immer geben und es kann auch klappen, aber seien wir mal ehrlich. Wenn der Vollzeitberuf und der Verein an Priorität 1 steht, wo bleiben Familie, Freunde und das soziale Leben? Der Tag hat nur 24 Stunden und wir müssen uns entscheiden.

Entscheiden wofür?

Wenn wir uns die professionellen Sportanbieter, Sportschulen oder Institute anschauen, dann fällt eines natürlich gleich auf: Die Kernarbeitszeit dreht sich um diese Organisationen. Wir sind uns denke ich einig, dass Menschen die sich 40 Stunden oder mehr mit einer Sache beschäftigen mehr erreichen als Menschen die nach der Arbeit noch 2-3 Stunden „dranhängen“. Es ist dabei egal wie top qualifiziert und ausgebildet sie sind.
Wir stoßen jetzt zu dem Problem vor, von dem ich sprechen möchte.

Wie können wir die Lücke schließen, um den Verein trotz der beschränkten Zeit von Personen einem Hauch von Professionalität zukommen zu lassen? Ich spreche im ersten Schritt von einem „Hauch“, weil ich versuchen möchte, natürlich nicht nur eine Lösung aufzuzeigen.

Möglichkeit 1 – Gemeinsam als Team zum Erfolg

Sportanbieter in Nischen (wie Kampfkunst, Ballett oder Tanzen) haben meist einen sehr kleinen Kreis von Menschen, die sich Vollzeit um das Business kümmern. Die „kleinen“ professionellen Strukturen sind natürlich gegenüber dem Sportverein ein Problem, aber können gelöst werden, indem der Sportverein versucht anstehende Aufgaben als Team zu bewältigen. Die Arbeitsleistung wird in jedem Bereich auf mehrere Schultern verteilt.
Jetzt kommt meist schon das erste Problem im Verein.

Ehrenamt

Wer soll es machen?

Das große Problem von Vereinen ist das Ehrenamt. Es finden sich meist nicht genügend Personen, die Verantwortung übernehmen möchten. Die Last verteilt sich meist auf einen kleinen Kreis. Die Folge ist, dass am Ende die Zeit im Hobby nicht ausreicht, um gegen den Sportanbieter in der Nische mitzuhalten. Falls das Ehrenamt nicht das Problem ist, weil der Verein schon eine Größe erreicht hat, bei der die Anhängerschaft vorhanden ist, dann kommt das nächste Problem zum Vorschein.

Wer führt und wer sitzt auf welchem Posten?

Wer im Berufsleben keine Anerkennung erhält oder keinen Job hat, der versucht meist in der Freizeit seine Erfüllung zu finden und sich in den Vordergrund zu stellen. In einem Verein gibt es verschiedene Ämter zu bekleiden. Wenn es schlecht läuft, dann haben die Personen einen Posten inne, die ein Amt als eigene Repräsentanz nutzen wollen. Die Personen, die dafür qualifizierter und geeigneter wären, haben dankend abgelehnt nach dem Prinzip: „Der Klügere gibt nach! Wer nicht will, der hat schon!“

Für den Verein bedeutet dies, dass Menschen an der Spitze der Organisation stehen, die mehr ihren Posten lieben als den Verein. In der Eigenwahrnehmung ist das natürlich ganz anders. ☺
Ich möchte, dass ihr mich richtig versteht. Der Verein steht sich selber im Weg, denn Menschen, die etwas bewegen wollen, die können und wollen keine Steine in den Weg gelegt bekommen. Sie möchten Lösungen für Probleme schaffen. Die Posten sind nur Namen auf einem Blatt Papier. Die Anerkennung entsteht für das geleistete, nicht für die Repräsentanz eines Postens. Ihr kennt das bestimmt auch, dass Menschen die eine klare „Anpackermentalität“ haben, für jede Firma und jeden Verein Gold wert sind.

Wer im Verein also Menschen hat, die wirklich etwas erreichen möchten, legt ihnen bitte keine Steine in Weg. Durch die Bündelung dieser Stunden und Energien, könnt ihr den gleichen Effekt wie ein Nischen-Sportanbieter erreichen und den ersten Schritt für den Hauch einer professionellen Vereinsstruktur herstellen.

Was machen wir aber bei Fitnessstudios und „größeren“ Anbietern?

Im ersten Moment erscheint die Hürde unüberwindbar. Es gibt aber eine klare Lösung dafür: POSITIONIERUNG! Nicht jeder will Mitglied in einer Kette und eine Nummer werden. Punktet als Verein mit eurer Persönlichkeit und Identifikation. Lasst auch hier die Personen vor, die euch voranbringen. Lasst euch mitziehen von deren Einsatz, um als Sportanbieter auch in Zukunft zu bestehen. Ihr müsst nicht mithalten, sondern euren eigenen Weg gehen. Ihr werdet Menschen finden, die euren Weg klasse finden und euch als Mitglied folgen.

Möglichkeit 2 – Der Verein schafft Arbeit

Nachdem ich versucht habe euch aufzuzeigen, wie es auch mit Ehrenamt geschafft werden könnte, eine professionelle Struktur aufzubauen, möchte ich jetzt noch einmal näher auf die Möglichkeit eingehen, warum der Verein nicht auch als zu Hause für Vollzeitarbeit dienen kann. In Großsportvereinen kennt ihr bestimmt die Geschäftsstelle, die mit hauptamtlichen Menschen besetzt ist. Sie kümmern sich um die Mitgliederverwaltung und den Mitgliederservice.

Warum ist das meist nur in „großen“ Vereinen möglich?

Viele Landessportbünde unterstützen größere Vereine, durch eine Zuwendung, die es den Vereinen ermöglicht eine feste Stelle zu schaffen. Sie wird dann oft von Personen besetzt, die sich mehr um die Administration und Verwaltung kümmern, weil das im Verein das Hauptproblem ist. Meiner Meinung nach gibt es im 21. Jahrhundert die Möglichkeit Verwaltung zu vereinfachen. Die Personen sollten sich eher mit Marketing und Vertrieb beschäftigen können, als mit Verwaltungsarbeiten.

Warum können sich „kleine“ Vereine keine Mitarbeiter leisten?

Viele Vereine sind aus der Historie gewachsen und sind früher viel größer als heute gewesen. Der Großteil der Sportvereine liegt bei 100 – 500 Mitgliedern. Früher war es normal im Sportverein Mitglied zu sein. Heute gibt es viele Alternativen. Die Vereine haben sich aber nicht mitentwickelt und sollten veraltete Strukturen „über Board werfen“. Das beginnt bei den Mitgliedsbeiträgen und endet bei der Einstellung der Vorsitzenden, die immer noch versuchen den Status quo aufrecht zu erhalten. Die Ursachen werden beim Landessportbund oder der Stadt gesucht, dass hier zu wenig Förderungen fließen.

Über Förderungen kann man natürlich immer streiten, aber wichtiger finde ich, dass es ein Geben und Nehmen sein sollte. Die eigenen Strukturen von Vereinen sollten so aufgestellt sein, dass sie, im Sinne der Gemeinnützigkeit, wirtschaftlich sind. Förderungen sollten eine Unterstützung und Anerkennung für ihre Leistungen sein. Das Ehrenamt muss weiter wertgeschätzt werden, aber die Aufgabe des Vereins liegt nicht darin das Ehrenamt zu fördern, sondern auch im Markt konkurrenzfähig zu bleiben und das ist meiner Meinung nach nur mit vollem Einsatz möglich. Dies bedeutet, dass die Beiträge neu kalkuliert werden müssen. Eine neue Beitragsstruktur mit dem Ziel in kleinen Vereinen eine dauerhafte Stelle zu schaffen, hilft Ressourcen zu binden und eigenem Nachwuchs eine Zukunft aufzuzeigen, damit die nachhaltige Entwicklung gesichert ist. Andernfalls werden Vereinsmitglieder, die Potenzial haben und sich im Sport verwirklichen möchten in den kommerziellen Bereich abwandern und dort als Konkurrenz zu dem Sportverein stehen.

Fazit zum Ehrenamt

Ehrenamt ist für die Zukunft des Sportvereins wichtig, aber kann nicht die Lösung für alle Probleme sein. Die Strukturen der Vereine müssen überdacht und verändert werden, um sich zukunftsorientiert aufzustellen. Es gilt die Wettbewerbsfähigkeit wiederherzustellen, indem Energien gebündelt oder hauptamtliche Stellen geschaffen werden. Wer den Status quo aufrecht erhält, der wird scheitern und in Zukunft weiter an Mitgliedern und Anerkennung verlieren.
Ich hoffe, ich konnte persönliche Einblicke und Lösungsansätze bieten, damit ihr in Zukunft die Weichen auf Zukunft stellen könnt. Ich würde mich freuen mit dir in den persönlichen Austausch zu kommen.

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